Lyrics

Vorstadtstraßen
Erich Kästner
Mit solchen Straßen bin ich gut bekannt
Sie fangen an, als wären sie zu Ende
Trinkt Magermilch! steht groß an einer Wand
Als ob sich das hier nicht von selbst verstände
Es riecht nach Fisch, Kartoffeln und Benzin
In diesen Straßen dürfte niemand wohnen
Ein Fenster schielt durch schräge Jalousien
Und welke Blumen blühn auf den Balkonen
Die Häuser bilden Tag und Nacht Spalier
Und haben keine weitern Interessen
Seit hundert Jahren warten sie nun hier
Auf wen sie warten, haben sie vergessen
Die Nacht fällt wie ein großes altes Tuch
Von Licht durchlöchert, auf die grauen Mauern
Ein paar Laternen gehen zu Besuch
Und vor den Kellern sieht man Katzen kauern
Die Häuser sind so traurig und so krank
Weil sie die Armut auf den Straßen trafen
Aus einem Hof dringt ganz von ferne Zank
Dann decken sich die Fenster zu und schlafen
So sieht die Welt in tausend Städten aus!
Und keiner weiß, wohin die Straßen zielen
An jeder zweiten Ecke steht ein Haus
In dem sie Skat und Pianola spielen
Ein Mann mit Sorgen geigt aus dritter Hand
Ein Tisch fällt um. Die Wirtin holt den Besen
Trinkt Magermilch! steht groß an einer Wand
Doch in der Nacht kann das ja niemand lesen
Written by: Erich Kästner, Reiner Hiby
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