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Créditos
AUSFÜHRENDE KÜNSTLER:INNEN
Reinhard Mey
Künstler:in
KOMPOSITION UND LIEDTEXT
Reinhard Mey
Komponist:in
PRODUKTION UND TECHNIK
Manfred Leuchter
Produzent:in
Letras
Ich seh noch, wie mein Vater aussteigt
Aus dem 6 Uhr 20 Vorortszug
Mit der abgewetzten Aktenmappe
Und dem grauen Mantel, den er trug
Jeden Abend stand ich da am Bahnhof
Ich war grade neun oder zehn
Und ich war stolz, den staubigen
Siedlungsweg lang neben ihm zu gehen
Und dann musste er mir jeden Abend
Die immer gleiche Geschichte erzählen
Wie einmal alles mit uns werden würden
Und da durfte kein Wort fehlen
Und immer vor der Haustür musste er sagen
Eines Tages wirst du sehen
Da werden wir beide hier vorfahren
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Und immer vor der Haustür musste er sagen
Eines Tages wirst du sehen
Da werden wir beide hier vorfahren
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Und die Sitze sind aus rotem Leder
Und der Himmel ist wie ein Dom
Und der Lack glänzt in der Sonne
Und überall funkelt Chrom
Die Motorhaube nimmt kein Ende
Und die Kühlerfigur blitzt
Und du glaubst du würdest schweben
Wenn du hinterm Lenkrad sitzt
Ich hatte eine schwarze Trainingshose
Und mein Vater besaß ein Paar Schuh
Aber wenn er so erzählte
Da fehlte nicht mehr viel dazu
Und wenn ich meine Augen schloß
Dann konnte ich uns wirklich sehen
Meinen Vater und mich vor der Haustür
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Wenn ich meine Augen schloß
Konnte ich uns wirklich sehen
Meinen Vater und mich vor der Haustür
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Nun, es kamen andere Zeiten
Es ging voran und irgendwann
Kam mein Vater dann tatsächlich
Eines Abends mit einem Auto an
Es war ein steinalter Olympia
Bei dem immer der Gaszug riß
Bei dem nie die Heizung ausging
Im Grunde war es ein Totalbeschiss
Meinen Vater aber war er gut genug
Das war genau seine Art
An sich selber immer rumzuknausern
An uns hat er nie gespart
Mir jede Chance imvLeben geben
Mich einmal auf dem Treppchen zu sehen
Das wars, der totale Luxus
Das war sein schneeweißer 51er Kapitän
Mir jede Chance im Leben geben
Mich einmal auf dem Treppchen zu sehen
Das wars, der totale Luxus
War sein schneeweißer 51er Kapitän
Er hat nie mehr davon gesprochen
Doch ich weiß er hat davon geträumt
Vielleicht war das so ein Symbol
Für eine Chance, die man versäumt
Heut würd ich ihm gern einen schenken
Ich weiß sogar wo einer steht
Rotes Leder, Weißwandreifen
Und sogar das Radio geht
Mein Vater ist vor ein paar Jahren gestorben
Es hat nicht hingehauen diesmal
Nicht einmal auf seiner letzten Fahrt
Da wars ein schwarzer Admiral
Aber wenn es einen Himmel geben sollte
Dann werd ich ihn endlich sehen
Denn dann holt mein Alter Herr mich ab
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Wenn es einen Himmel geben sollte
Dann werd ich ihn wirklich sehen
Denn dann holt mein Alter Herr mich ab
In einem schneeweißen 51er Kapitän
Unser Leben ist ein ewiger Konflikt zwischen Wunsch und Wirklichkeit aber
Gott sei Dank ist auch das ein Konflikt, den die Liebe lösen kann, denn
Mit den Augen der Liebe gesehen wird aus einem
Alten, rostigen, Opel Olympia
Ein chromblitzender, schöner, strahlender, schneeweißer 51er Kapitän
Und aus einem versifften, abgerockten, nach altem Frittenfett stinkenden Imbiss
Wird plötzlich ein angesagter, appetitlicher, begehrenswerter 5 Sterne
Gourmet-Tempfel, mit den Augen der Liebe gesehen
Und mit der Nase der Liebe gerochen
Written by: Reinhard Mey