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Kronos Quartet Essentials
Playlist - 30 Songs
Es war ein Schlüsselerlebnis, das zur Gründung des Kronos Quartet führte. David Harrington erinnert sich daran, wie er 1973 George Crumbs 1970 entstandenes Werk für Streichquartett, „Black Angels“, hörte, einen eindringlichen avantgardistischen Kommentar zum Vietnamkrieg. „Amerika war nicht mehr in Vietnam involviert“, sagt Harrington gegenüber Apple Music Classical, „aber die Auswirkungen des Krieges waren überall in unserer Gesellschaft zu spüren. Unsere jungen Musiker:innen suchten nach der richtigen Musik, die sie spielen könnten.“ Mit „Black Angels“ hatte Harrington seine Musik gefunden. „Ich musste ein Quartett gründen – ich hatte keine andere Wahl. Wir mussten dieses Stück spielen.“ Die erste Probe von Kronos fand am 1. September 1973 statt. „Ich hoffte, es würde eine zweite geben“, erinnert sich Harrington. 50 Jahre später haben die verschiedenen Mitglieder des Kronos Quartet – Harrington ist das einzige Mitglied, das die ganze Zeit über dabei war – weiterhin Grenzen überschritten, mit Musikern aus allen Genres zusammengearbeitet und das Konzept der Kammermusik neu erfunden. Mit den vielen Höhepunkten ihrer Diskografie – darunter „White Man Sleeps“ von 1987, Steve Reichs eindringliches „Different Trains“ und die hervorragend nuancierten Interpretationen der Quartette von Philip Glass aus dem Jahr 1995 – haben sie ein ganz neues Publikum erschlossen. Kronos hat außerdem über 1.000 neue Werke in Auftrag gegeben und spielt damit eine bedeutende Rolle in der zeitgenössischen Musik. Die Tiefe und Bandbreite der Arbeit von Kronos, live und auf Tonträgern, wäre ohne die Neugierde und die ständige Suche aller beteiligten Musiker:innen nach Neuem und Aufregendem nicht möglich gewesen. „Ich versuche, meine Ohren 23,5 Stunden am Tag zu spitzen“, sagt Harrington. Jede Verbindung, fügt er hinzu, führt zur nächsten. „Wir haben wirklich Glück“, sagt er, „wir hören Musik, tauschen uns aus und teilen unsere Leidenschaften, unsere Noten und die Dinge, die wir entdeckt haben.“ Und es sind die Proben, während derer ein Großteil ihrer musikalischen Alchemie entsteht: „Hier findet die eigentliche Entwicklung statt“, verrät er, „hier wird ein Vorschlag eingebracht und jede Person nimmt diesen Vorschlag mit in eine Dimension, die nur sie sich vorstellen kann.“ Diese aufblühenden Verbindungen, diese anwachsenden Schichten aus Erfahrungen, haben einige der ikonischsten Aufnahmen von Kronos hervorgebracht. Ihre Beziehung zu dem Minimalisten Terry Riley, den sie 1979 während ihrer Residenz am Mills College in Oakland, Kalifornien, kennenlernten, wurde zu einem der Dreh- und Angelpunkte ihres wachsenden Einflusses auf die zeitgenössische Musik. „Ich weiß noch, wie Steve Reich György Ligeti in die BAM [Brooklyn Academy of Music] brachte und wir „Salome Dances for Peace“ spielten, ein zweieinhalbstündiges Stück von Terry Riley. Und sie kamen zu diesem Konzert. Beide waren erstaunt über die Vielfalt der Klänge, die wir erzeugen konnten. Terry hatte uns eine Klangwelt geschaffen, in der wir leben und unsere Fantasie spielen lassen konnten. Und das führte dazu, dass Steve Reich für Kronos schrieb.“ Reich sollte später drei seiner bekanntesten Werke für Kronos komponieren: „Different Trains“, „Triple Quartet“ und „WTC 9/11“, die alle zu den essenziellen Einspielungen des Quartetts gehören. Terry Riley war es auch, der Kronos dem ägyptischen Komponisten Hamza El Din vorstellte, nachdem er deren Aufführung von Kevin Volans’ „White Man Sleeps“ gehört hatte. Bald darauf machte Philip Glass sie mit dem gambischen Musiker Foday Musa Suso bekannt. Beide Begegnungen bildeten den Samen, der acht Jahre später „Pieces of Africa“, das bahnbrechende Kronos-Album mit Musik afrikanischer Komponisten, hervorbringen sollte. Im Jahr 2024 wurde das Album als eine von 25 Einspielungen ausgewählt, die in das National Recording Registry der Library of Congress aufgenommen werden. Mit einer Diskografie von über 70 Alben ist das Erbe von Kronos wahrscheinlich umfangreicher und vielfältiger als das anderer Künstler:innen aus irgendeinem Genre. Harrington hebt jedoch eine Handvoll Alben hervor, die seiner Meinung nach den Kern der Kronos-Aufnahmen bilden. Neben „Different Trains" und „Pieces of Africa“ steht „Nuevo“ aus dem Jahr 2002, eine Collage mexikanischer Klänge und Lieder und eine Hommage an Harringtons verstorbenen Sohn. Auch „Caravan“ aus dem Jahr 2000, eine turbulente Erkundung musikalischer Traditionen von Portugal über den Iran bis nach Indien, gehört dazu. Und dann ist da noch Philip Glass, dessen Quartette zum Synonym für Kronos geworden sind und dessen „Streichquartett Nr. 5“ für das Ensemble komponiert wurde. „Es enthält Momente, die wunderschön und einfach perfekt sind“, sagt Harrington. Auch über die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen hinaus werden die vier aktuellen Mitglieder von Kronos – Harrington, der Cellist Paul Wiancko und die beiden brandneuen Zugänge, Geigerin Gabriela Díaz und Bratschistin Ayane Kozasa – ihre innovativen Erkundungen in allen Bereichen der Musikwelt fortsetzen. „Wir werden Wege finden, um Musik zu Menschen zu bringen, die nie die Chance hatten, unsere Musik zu hören“, sagt Harrington. „Schulen, die keine Musikangebote haben, benachteiligte Gemeinden … Ich glaube, die Energie, die wir daraus schöpfen, wird unsere Musik auf neue Weise vorantreiben.“ „Alles, was ich je wollte, war, dem Medium Streichquartett ein neues Vokabular hinzuzufügen und Dinge einzubringen, die unsere Zeit und unsere Fähigkeit widerspiegeln, mit Musiker:innen aus so vielen verschiedenen Kulturen, Religionen und musikalischen Richtungen in Verbindung zu treten.“

Featured Artists

Kronos Quartet Essentials features Clint Mansell, Kronos Quartet, Henryk Górecki and more
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