Hélène de Montgeroult Essentials
Playlist - 27 Songs
Wenn es heißt, dass Leistungen von Komponistinnen in der Vergangenheit keine breite Anerkennung fanden, gibt es vielleicht kein besseres Beispiel als den Fall von Hélène de Montgeroult. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts in den französischen Adel hineingeboren und durfte trotz ihres herausragenden Talents als Interpretin und Improvisatorin nicht als Konzertpianistin tätig sein. Dennoch wurde Montgeroult im Laufe ihres bemerkenswerten Lebens – sie wurde zweimal inhaftiert und stand kurz vor einer tödlichen Begegnung mit der Guillotine – schließlich die erste Klavierprofessorin am Pariser Konservatorium.
Zu Montgeroults bleibendem Vermächtnis gehören die Veröffentlichung von „Trois sonates pour le forte-piano“ und „Cours complet pour l’enseignement du forte-piano“ (Komplettkurs für den Unterricht des Pianofortes), dessen zweiter Teil 70 Etüden umfasst. Hinter dem trockenen Titel des letzteren verbirgt sich eine Schatzkiste an Musik, die ihrer Zeit voraus war. Sie beeinflusste nicht nur Generationen von Student:innen des Pariser Konservatoriums, sondern scheint auch eine wegweisende Kraft in der deutschen Musik der Romantik gewesen zu sein. Clara Schumanns Vater, der Klavierlehrer Friedrich Wieck, unterrichtete seine Schüler:innen – darunter Robert Schumann – mit Montgeroults „Cours complet“.
Zunächst klingt die Musik der Komponistin weniger wie die ihres nahen Zeitgenossen Mozart, sondern wie die romantischen und ausdrucksstarken Werke, die Beethoven in den 1820er-Jahren komponierte, oder sogar wie die von Komponist:innen der 1830er-Jahre, wie Chopin und Schumann. Doch vielleicht sollten wir eher anerkennen, dass es Montgeroults Einfluss ist, der die Musik des 19. Jahrhunderts weithin durchdrungen hat. Man denke nur an ihre „Etüde Nr. 112 in Es‑Dur“, die in drei Sätzen wie eine Klaviersonate aufgebaut ist: Jeder Satz enthält eine Fermate – einen Punkt in der Musik, der Improvisation zulässt, bevor sie zum nächsten Abschnitt übergeht. Montgeroult bestand darauf, dass Improvisationen nicht nur als Vorwand für die Zurschaustellung von Virtuosität dienen, sondern den Ausdruck und Stil der Musik weiter ausführen sollten. Sie gibt somit die Rahmenbedingungen für den Ausdruck und Stil der Interpretation vor – und was für ein reichhaltiges Trio von Musikstilen sie bietet!
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Hélène de Montgeroult Essentials features Clare Hammond, Laurent Martin, Susana Gómez Vázquez and more