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Marin Alsop: Einflüsse
Playlist - 18 Songs
In dieser Playlist vereint die amerikanische Dirigentin Marin Alsop Werke und Künstler:innen, die in ihrer Kindheit und späteren Karriere einen besonderen Platz einnahmen. Den Auftakt bildet ein Werk, das für sie eine Art Offenbarung war: „Ich war wahrscheinlich elf oder zwölf Jahre alt“, erzählt sie Apple Music Classical, „und ich war auf einem Sommerfestival für Kammermusik. Ich ging den Flur des Wohnheims entlang, und etwas ließ mich aufhorchen.“ Durch die Tür hörte Alsop eine Aufnahme von Johannes Brahms’ Streichsextett in B-Dur, dem ersten bedeutenden Werk des deutschen Komponisten für reines Streichensemble. Als Geigenschülerin nahm Alsop Brahms’ Vorliebe für satte Streichklänge wahr, ebenso wie seine charakteristischen plötzlichen Wendungen von Freude zu Momenten der Wehmut und sogar Trauer. „Ich setzte mich hin vor dieser Tür und ich erinnere mich, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben von Musik zu Tränen gerührt wurde. Das war der Moment, in dem ich plötzlich verstand, dass Musik die Fähigkeit hat, uns als Menschen zu bewegen. Jedes Mal, wenn meine Freund:innen zu Besuch kamen, bestand ich darauf, dass wir dieses Stück spielten.“ Alsop erinnert sich auch an Gelegenheiten, bei denen sie mit ihren Eltern gemeinsam musizierte. Dies würdigt sie mit dem langsamen Satz aus Robert Schumanns Klavierquartett. „Ich habe das oft mit meinen Eltern gespielt“, sagt Alsop. „Meine Mutter spielte Cello, mein Vater Bratsche, und unser lieber Freund Seymour Bernstein, den ich seit meiner Geburt kannte – er spielte in einem Trio mit meiner Mutter. Dieses Stück ist daher für mich stark mit Erinnerungen verbunden.“ Als Violinstudentin an der Juilliard School spielte Alsop sowohl im New York Philharmonic als auch im New York City Ballet. Nachdem sie mehrmals bei der Bewerbung für das Dirigierprogramm der Juilliard abgelehnt wurde, gründete sie die rein weibliche Jazzband String Fever (deren „Fever Pitch“ auf dieser Playlist zu hören ist) und wurde ein Fan des großen Geigers Stéphane Grappelli. „Ich habe ihn ständig live spielen gehört“, erinnert sich Alsop, die Grappellis Solo zu Duke Ellingtons Stück „It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ in die Playlist aufgenommen hat. „Ich habe eine ganze Woche damit verbracht, dieses Solo Note für Note zu transkribieren“, erzählt sie, „und ich glaube, wenn man mir jetzt eine Geige in die Hand geben würde, könnte ich es tatsächlich immer noch spielen!“ Weitere Dirigiererfahrungen sammelte sie durch die Gründung des Concordia Orchestra. 1989 gewann sie den Koussevitzky-Preis als herausragende Studentendirigentin am Tanglewood Music Center, wo sie mit Leonard Bernstein arbeitete – „eine inspirierende, alles verzehrende Persönlichkeit für mich“, so Alsop. Selbstverständlich enthält die Playlist Bernstein-Aufnahmen von Mahler, dessen Musik er maßgeblich förderte, sowie Bernsteins vielleicht provokativstes Werk, „Mass“, das Alsop als „eine der großen Aussagen der Musik des 20. Jahrhunderts, sowohl musikalisch als auch politisch“ beschreibt. Alsop ist bekannt für ihr unermüdliches Engagement für zeitgenössische Musik: So hat sie Werke von Anna Clyne, Jennifer Higdon und Christopher Rouse aufgenommen, mit denen sie enge Freundschaften pflegte. Doch anfangs war sie nicht besonders an moderner Musik interessiert – bis Béla Bartók ihre Meinung änderte: „Als ich im ersten Jahr in Yale war, hatte ich ein Seminar für Kammermusik. Ich erinnere mich, dass ich dieses Stück, „Contrasts“, zugewiesen bekam. Ich dachte: ‚Oh Gott, ich hasse zeitgenössische Musik!‘ (Ich war damals erst 16.) Und ich erinnere mich, wie ich meinen Eltern sagte: ‚Ich hasse neue Musik, ich werde nie zeitgenössische Musik spielen.‘ Und natürlich verliebte ich mich genau in dieses Stück – und in Bartók im Allgemeinen. Es hat mir wirklich eine ganz neue Tür geöffnet.“ Marin Alsop hat sich auch als Verfechterin vernachlässigter Werke wie der von James P. Johnson einen Namen gemacht, dessen „Victory Stride“ in Aufnahme ihres Concordia Orchestra zu hören ist. „Ich habe sechs Jahre damit verbracht, seine Musik zu suchen und erforschen, um sie restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. James P. Johnson strebte danach, für Sinfonieorchester zu komponieren, wurde jedoch aufgrund seiner Hautfarbe der ‚Populärmusik‘ zugewiesen. Seine Kämpfe berühren mich und ich bin begeistert, dass wir diese Musik für Orchester weltweit verfügbar machen konnten.“
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