Big Sean
Better Me Than You
Album · Hip-Hop/Rap · 2024
„Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich die Dinge geschehen lasse, wenn sie geschehen sollen“, sagt Big Sean gegenüber Apple Music über die Entscheidung, „Better Me Than You“ zu veröffentlichen. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass es an der Zeit war.“ Der Erfolgsrapper wurde zunächst durch ein Online-Leak ausgebremst. Also wartete er ein bisschen, bis er sein erstes Album seit vier Jahren vorstellte. War „Detroit 2“ 2020 ein Liebesbrief an seine Heimatstadt, geht der Nachfolger über derlei Sentimentalitäten hinaus. Stattdessen erfahren wir etwas viel Bedeutenderes über den Mann hinter dem Mikrofon: „Ich wurde in erster Linie dazu inspiriert, Spaß zu haben“, sagt er, „aber mich haben auch die Ereignisse in meinem Leben inspiriert.“
Mehr als ein Jahrzehnt lang war er einer der kommerziell erfolgreichsten und bekanntesten Acts auf G.O.O.D. Music. Jetzt, nach seinem Weggang von dem Label, werden die Internetnutzer:innen den Inhalt des Albums zweifellos nach Details und möglichen Anschuldigungen durchforsten. Aber selbst, wenn man sehr genau auf das unerbittliche und anklagende „Apologize“ blickt: Dieses Album ist deutlich mehr als neues Futter für Hip-Hop-Klatschmäuler. Man merkt ihm an, dass der Mann mit dem Händchen für Punchlines seit den Tagen von „Finally Famous“ (2011) gewachsen ist, sowohl persönlich als auch künstlerisch. Neben dem Zwischenspiel „Clarity“ bringt er in Stücken wie „On Up“ die Auswirkungen seiner ersten Vaterschaft zum Ausdruck. Dabei zeigt er, wie sehr er über die Jahre gereift ist. „Es ist nicht so, dass ich mir etwas beweisen möchte“, sagt er. „Ich versuche, immer besser zu werden.”
Deshalb sorgt Sean Don dafür, dass seine Gäste, etwa Larry June und Charlie Wilson, seine eigenen Leistungen bereichern, statt von ihnen abzulenken. Syd, früher bei The Internet, sorgt in den lehrreichen Momenten von „Something“ für ätherische stimmliche Präsenz, während Thundercat und Eryn Allen Kane dem kathartischen „Black Void“ zusätzliche Musikalität verleihen. Und doch hat er seinen Biss nicht verloren: Im waghalsigen „Get You Back“ geht er es mit dem Sexy-Drill-Mastermind Cash Cobain ganz entspannt an. In „It Is What It Is“ weist er zusammen mit Gunna defensiv Hater in die Schranken. Und wenn das an Three 6 Mafia erinnernde „Precision“ erklingt, fühlt sich sein Triumph geradezu greifbar an. „Mir ist es wirklich wichtig, mich weiterzuentwickeln und das an meine Familie und mein Publikum weiterzugeben – oder an alle, die ich erreichen kann“, sagt er.