Abel Selaocoe: Kräfte der Menschlichkeit
Playlist - 22 Songs
Der Cellist und Sänger Abel Selaocoe bringt das Thema seiner Playlist für Apple Music Classical mit einem alten, prägnanten afrikanischen Bantu-Wort auf den Punkt: „Ubuntu – ich bin, weil du bist!“ Dann erklärt er: „Ich habe den Titel ‚Kräfte der Menschlichkeit‘ gewählt, weil ich der Überzeugung bin, dass es eine universelle Menschlichkeit gibt, die unabhängig von der Nationalität existiert. Sie zeigt sich im gemeinsamen Gesang, im Tanz, in der Komödie und in der Liebe. Die ausgewählten Stücke zeigen die Inspiration von Künstler:innen, die oft Traditionen oder überliefertes Wissen in neue und erfrischende Perspektiven für unser heutiges Leben umsetzen.“
Die Aufnahmen bieten eine wunderbare Vielfalt an Musik, wobei alle Stücke deutlich aus der Seele der Komponist:innen und ihrer Interpret:innen sprechen. Ob wir die meditativen und bezaubernden Soloklänge von Paolo Pandolfo auf der Viola da Gamba hören, der Werke von Marin Marais spielt, oder die Kraft und Würze des Cellisten Yo‑Yo Ma und seines Ensembles, die Astor Piazzolla interpretieren: Die Ausdruckskraft ist stets spürbar. Selaocoe selbst hebt ein weiteres Stück hervor, das dies veranschaulicht: Maurice Ravels Streichquartett beschreibt er als „den Inbegriff der poetischen Konversation zwischen Instrumenten“. Er erklärt weiter: „Die einfache aufsteigende Linie im Cello schafft die schönste Beziehung zur Melodie in der Violine. Das Quatuor Ébène ist eine besondere Gruppe französischer Musiker:innen, die wahrscheinlich mit diesem Stil des Spielens und Komponierens aufgewachsen sind.“
Selaocoes Playlist präsentiert auch eine Auswahl aus der breiten Palette von Werken, die ihn selbst inspiriert haben. Darunter ist eine der bahnbrechenden Sonaten des amerikanischen Komponisten John Cage für präpariertes Klavier, bei dem Gegenstände an den Saiten des Instruments befestigt werden, um den Klang zu verändern. In „Dinaka“, einem Stück von Selaocoes Album „Hymns of Bantu“, kann man zwischen den klirrenden Rhythmen der Perkussion das glucksende Geräusch eines präparierten Klaviers hören, gespielt von seinem Kollegen Fred Thomas. Selaocoe beschreibt das Stück als „einen Traum der Ahnen, in dem man denen begegnet, die man einst in einer anderen Welt kannte.“ Er erinnert sich, dass „Dinaka“ „eine Improvisation in einem Take“ war, und fügt hinzu: „Ich spielte Cello und sang, einschließlich Kehlgesang“, während seine Kollegen afrikanische Perkussion spielten und Thomas das präparierte Klavier.
Und dann ist da noch Bobby McFerrin, dessen Gesang ein Vorbild für Selaocoe war. „Improvacio“, erklärt er, „feiert das Wunder der Stimme. Bobby McFerrin vermittelt das Gefühl, dass es mehr als eine Stimme gibt, indem er die Stile des Gesangs und Groove-basierter Musik miteinander verwebt.“
Eine weitere Sängerin in der Playlist ist die französisch-amerikanische Jazz-Musikerin Cécile McLorin Salvant. Selaocoe beschreibt ihr „Mélusine“ als „die schönste und ehrlichste Erzählkunst und Darstellung von Einsamkeit, die ich seit Langem gehört habe. Achte auf die Beziehung zwischen Text und Harmonie.“ Selaocoe hebt auch ein Merkmal der Darbietung hervor, das Salvants Kunst in die Nähe seiner eigenen bringt: „Céciles Stimme und ihr Gesangsstil bewegen sich mühelos im barocken Idiom und ermöglichen es uns, alte Klangräume zu genießen, ohne unsere aktuelle Perspektive aufzugeben.“
Diese gemeinsame Eigenschaft ist in Selaocoes wunderschöner Interpretation von Giovanni Sollimas sanft hypnotischem „Igiul“ zu hören, das diese Playlist eröffnet. Passenderweise endet die Playlist auch mit Sollima: Der Komponist und Musiker selbst spielt sein eigenes, immer rasanter werdendes „When We Were Trees“, das sich von einem soliden, barock anmutenden Basso ostinato zu etwas außergewöhnlich Furiosem steigert.
Artistes à l'honneur
Abel Selaocoe: Kräfte der Menschlichkeit avec Abel Selaocoe, Cécile McLorin Salvant, Emahoy Tsege Mariam Gebru et bien d'autres