Post Malone
F-1 Trillion
Album · Country · 2024
„WENN ICH 30 WERDE, WERDE ICH COUNTRY/FOLK-SÄNGER“, twitterte Post Malone im Mai 2015, kurz nachdem er seine Debütsingle „White Iverson“ auf SoundCloud hochgeladen hatte. Er war damals knapp 20 Jahre alt und nur wenige Monate davon entfernt, sich mit seinen melancholischen, aber ohrwurmverdächtigen Rap-Melodien einen Namen zu machen. Wie sich herausstellen sollte, lag er falsch: Der in Texas aufgewachsene Sänger und Gitarrist war 29 Jahre alt, als er sein erstes volles Countryalbum veröffentlichte – eine so natürliche Kombination, dass man sich fragt, warum es so lange gedauert hat.
„Ich wollte schon immer ein solches Album machen, aber lange Zeit schien es mir unmöglich, weil ich keine Ahnung hatte, wie das geht“, sagt Malone gegenüber Kelleigh Bannen von Apple Music. Er war noch nie mit einer kompletten Band im Studio und kannte die Feinheiten der gut geölten Songwriting-Maschine in Nashville nicht. Aber er war mit den Favoriten seiner Mutter wie Hank Williams und George Strait aufgewachsen, während sein Vater Countrystars aus den 1990ern wie Brad Paisley und Tim McGraw spielte. Schon bald fand sich Malone in Nashville mit Größen wie Luke Combs, Chris Stapleton und HARDY wieder, mit denen er bis 6 Uhr morgens jammte. „Ich habe gelernt, dass das normalerweise nicht so läuft“, bemerkt er. „Eigentlich ist das ein typischer Nine-to-five-Job.“
Angesichts der Trackliste könnte man vermuten, dass die Gäste die Hauptarbeit auf „F‑1 Trillion“ übernehmen: Sie ist vollgepackt mit den angesagtesten Namen des modernen Country (Morgan Wallen, Jelly Roll) und Legenden wie Hank Williams, Jr. und Dolly Parton. Doch Malone erweist sich als echtes Honky-Tonk-Naturtalent. Verzweifelten Balladen wie „Losers“ verpasst er eine gehörige Portion Pathos und flotte Boogie-Nummern wie „Finer Things“ trägt er mit Schneid und Schwung vor: „Platinum on my teeth, wagyu on my grill, and George Jones crankin’ out my Coupe de Ville“ („Platin an meinen Zähnen, Wagyu auf meinem Grill und George Jones, der aus meinem Coupe de Ville dröhnt“), ruft er im Letzteren aus. Und obwohl Singles wie „I Had Some Help“ (mit Wallen) und „Guy For That“ (mit Combs) von Herzschmerz und Hangover gebeutelt sind, klingt der sonst so schwermütige Malone, als hätte er mehr Spaß denn je.
Zum einen führt er das auf einen dringend notwendigen Tapetenwechsel zurück. „Bei der Arbeit [in L.A.] habe ich mich immer sehr abgelenkt gefühlt“, sagt er. „Es ist schön, nach Nashville zu gehen und Leute zu treffen, die die Besten in ihrem Job und super nett und talentiert sind.“ Natürlich ist es auch nicht schlecht, mit lebenslangen Idolen wie Parton, Paisley und McGraw zu arbeiten. Zum anderen liegt es an seiner eigenen persönlichen Entwicklung, besonders seit der Geburt seiner inzwischen zweijährigen Tochter, der er den süßen Schlusssong des Albums gewidmet hat. „Eine Zeit lang war es schwierig für mich“, gibt er zu. „Und jetzt bin ich zum ersten Mal nicht mehr traurig.“ Nach fast einem Karrierejahrzehnt fühlt sich „F‑1 Trillion“ wie eine freudige Heimkehr an: eine Umarmung seiner Jugend aus der Perspektive seines außergewöhnlichen Erwachsenenlebens. „Das ist das Tolle an Musik“, sagt er mit einem zwölfkarätigen Grinsen. „Man kann alles lieben.“
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