Rag'n'Bone Man
What Do You Believe In? (Deluxe)
Album · Pop · 2024
Rag’n’Bone Man wollte mit seinem dritten Album Freude verbreiten. Der im englischen Sussex geborene Singer-Songwriter, mit bürgerlichem Namen Rory Charles Graham, begann den Schreibprozess aus einer positiven Stimmung heraus und wollte dieses Gefühl der Lebensfreude teilen. „Ich dachte, ich muss etwas machen, das die Menschen zum Lächeln bringt“, erzählt er Apple Music. „Auch wenn ich auf diesem Album einige tiefgründige und ernste Dinge anspreche, wollte ich, dass der Hintergrund etwas Aufmunterndes hat.“
Dieser Ansatz führte zu Grahams bislang euphorischster Sammlung von Songs, in der gefühlvoller Pop, mitreißender R&B und starke Balladen verschmelzen – getragen von seiner kraft- und sehnsuchtsvollen Stimme, die diese Tracks in große Höhen hebt. Das Gefühl des feierlichen Moments, sagt er, spiegele seine momentane emotionale Lage wider. „Ich bin kein besonders introspektiver Songwriter“, erklärt er. „Ich serviere es dir auf einem Silbertablett, es ist immer ein Abbild dessen, wo ich mich gerade im Leben befinde.“ Lass dich von Rag’n’Bone Man Track für Track durch „What Do You Believe In?“ führen.
„The Right Way“
Ich habe diesen Song vor vier Jahren gemeinsam mit meinem Keyboarder Ben Jackson-Cook und dem [in Großbritannien geborenen und in Nashville lebenden] Singer-Songwriter Jamie Lidell geschrieben. Das war an einem ganz normalen Studiotag, bevor wir beim Bonnaroo Festival spielten. Es war ein guter Ausgangspunkt – ein Hauch von Neo-Soul, ein bisschen 90er-Hip-Hop und das Gefühl von Soul-Samples aus den 60ern. Genau das wollte ich auch auf diesem Album fortsetzen. Der Song handelt davon, dass dir Leute ständig erzählen wollen, wie man Kinder großzieht. Wenn man kleine Kinder hat, gerät man manchmal in stressige Situationen und bittet um Rat – aber, wie der Song sagt, gibt es keinen einzig richtigen Weg („The Right Way“), ein Kind zu erziehen. Man muss seinen eigenen finden.
„Pocket“
Das war im Grunde ein Freestyle über einen Beat, den [Songwriter/Producer] Jonny Coffer gemacht hat. Ich habe die Metapher „Put me in your pocket and run“ („Pack mich in deine Tasche und lass uns abhauen“) verwendet, um auszudrücken, dass dich eine Person so gut kennt, dass sie weiß, wenn du dich in einer unangenehmen Situation befindest. Wenn meine Partnerin und ich irgendwo sind, reicht oft ein Blick, und sie weiß, dass es Zeit ist, zu gehen. Ich mag keine Partys, vor allem nicht, wenn ich mich dort nicht wohlfühle. In meinen Dreißigern sollte ich nicht das Gefühl haben, irgendwo bleiben zu müssen, wenn es mir nicht gefällt. Aber wenn man in solchen Situationen steckt, ist es gut, jemanden zu haben, der einen versteht und sagt: „Komm, wir hauen ab, du musst hier nicht sein.“
„What Do You Believe In?“
Als ich an dem Album arbeitete, war bis dahin alles sehr positiv. Dann wurde meine Mutter schwer krank, und ich wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde. In diesem Song geht es darum, wie man damit umgeht, wenn jemand stirbt und man weder an Gott noch an ein Himmel-und-Hölle-Szenario glaubt. Muss man seinen Kindern sagen, dass jemand in den Himmel gekommen ist, auch wenn man selbst das nicht glaubt? Beim Schreiben dieses Songs wurde mir klar, dass das Wichtigste in solchen Momenten die Liebe ist, die wir füreinander empfinden. Es spielt keine Rolle, woran man glaubt. Man kann den Kindern sagen, jemand ist im Himmel – es ist einfach eine schöne Art, es auszudrücken.
„Iron“
Ich liebe die Vorstellung, dass meine Kinder mich als eine Art Superhelden sehen könnten. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich halten sie mich einfach für einen ziemlich uncoolen Vater mittleren Alters. Aber es gibt Momente, in denen ich mir sage: Egal, was passiert, wenn sie mich brauchen, bin ich immer da. Und ich dachte: „Ja, darüber schreibe ich heute einen Song … Und wenn er es auf den ‚Iron Man‘-Soundtrack schafft, wäre das fantastisch.“
„Hideaway“
Das ist wahrscheinlich mein Lieblingssong auf dem Album, weil Simon Aldred [Gründer von Cherry Ghost] vermutlich der beste Songwriter ist, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Wir haben lange gejammt und dann festgestellt, dass wir etwas erschaffen können, das diese nostalgische Neo-Soul-Ära einfängt. Es geht darum, dass ich manchmal einfach nicht ausgehen will, weil ich mich zu Hause bei meiner Familie wohlfühle. Leute versuchen manchmal, dich herauszulocken, aber ich denke dann: „Es ist okay, mir geht’s zu Hause gut, wir sind glücklich.“ Das vermittelt der Song in einer warmen, sonnigen Stimmung.
„All I Know“
Normalerweise schreibe ich zuerst die Texte, aber bei einigen Songs auf diesem Album ging es mir erst einmal um das Feeling. Dieser Song dreht sich darum, dass man denkt, man sei weise, obwohl man es gar nicht ist. Und man zu sagen versucht, man habe das Leben durchschaut, obwohl das nicht stimmt. In meinem Alter hat man manchmal das Gefühl, man sollte das Leben verstanden haben, doch manchmal musst du zugeben: „Ich habe keine Ahnung, ich improvisiere einfach.“
„Rush Of Blood“
Dieser Song entstand gegen Ende einer Songwriting-Session, und ich dachte: „Ich habe genügend Balladen für heute geschrieben, lass uns etwas machen, das sich ein wenig wie 70er-Funk anfühlt und diesen Disco-Vibe hat.“ Textlich geht es darum, dass ich mit 18 auf dem Bau gearbeitet habe und es absolut hasste. Ich habe nur für den Freitagabend gelebt. In dem Moment, wenn ich am Wochenende auf einem Rave ankam und die Musik anfing, war all der Stress der Woche verflogen. Das Gefühl, das ich dabei hatte, diese Adrenalinflut: Genau das wollte ich mit diesem Song einfangen.
„Feeding All These Fires“
Das ist der einzige Song auf diesem Album, bei dem ich den Text nicht geschrieben habe. Die Melodie ist von mir, aber die Lyrics stammen von Barney [Keen], mit dem [der Londoner Songwriter] Mark Crew und ich schon lange befreundet sind. Er schickte mir 2012 ein Demo, und manchmal bleibt einem so etwas einfach im Hinterkopf. Eines Tages habe ich im Studio angefangen, es zu singen. Wir haben [das Demo] herausgeholt, komplett überarbeitet und neue Melodien hinzugefügt. Manchmal bin ich sehr anspruchsvoll, was die Texte angeht, aber in diesem Fall liebe ich den Song einfach so sehr, dass ich ihn so akzeptiert habe.
„Put A Little Hurt On Me“
Mir ist immer wichtig, wie meine Musik live funktioniert, aber normalerweise mache ich mir darüber keine Gedanken, während ich sie aufnehme. Doch dieses Mal habe ich genau das getan. Immer, wenn wir einen Song produzierten, dachte ich daran, wie er live ankommen würde, weil die Natur dieses Albums es verlangt, dass man sich dabei die Liveumsetzung vorstellt. Ich wollte, dass das Publikum, wenn es den Song hört, in denselben Geisteszustand versetzt wird wie ich.
„Chokehold“
Das war der Song, bei dem ich dachte: „Wenn ich jemals einen Song für einen Film wie ‚Fifty Shades of Grey‘ schreiben würde, wäre es dieser.“ Ich wollte nie absichtlich einen sexy Song schreiben, aber da ich ein Blues-Fan bin, dachte ich, ich probiere mal etwas, das sexy klingt und gleichzeitig ein geradliniger Blues-Song ist. Ich habe nicht sofort entschieden, ihn aufs Album zu packen. Ich habe ihn ein paar Mal live gespielt, um zu sehen, wie die Leute reagieren. Kennst du das, wenn Leute bei einem Rave das Gesicht verziehen, wenn der Bass einsetzt? Das schien der Song auszulösen, also dachte ich: „Der kommt definitiv aufs Album.“
„Wreckage“
„Wreckage“ handelt von meiner Partnerin Zoe und von den Traumata, die sie erlebt hat. Sie und ich hatten beide Beziehungen, die nicht besonders gut liefen, aber sie hat sehr, sehr gewalttätige Beziehungen hinter sich. Ich habe darüber geschrieben, weil sie neben meinen Kindern das Beste in meinem Leben ist und so viel für mich getan hat. Sie sagt oft: „Jemand muss dich zu mir geschickt haben, weil ich dich offensichtlich gebraucht habe.“ Das fand ich wirklich schön, und genau darüber wollte ich sprechen.
„Hope You Felt Loved At The End“
Als wir fast mit den Aufnahmen fertig waren, dachte ich: „Ich muss noch einen Song schreiben, weil meine Mutter gestorben ist.“ Ich arbeitete mit David Sneddon [Songwriter und Gewinner der ersten Staffel von „Fame Academy“ bei der BBC] zusammen. Ich erzählte ihm, worum es in dem Song gehen sollte, und sagte: „Ich habe einige Texte, aber ich brauche noch eine Melodie dazu.“ Er spielte ein paar Akkorde und plötzlich passte alles zusammen. Ich musste den Song ganz offensichtlich schreiben. Es ist das einzige traurige Stück auf dem Album. Es hat mir beim Trauern geholfen, aber ich weiß nicht, ob ich es live spielen kann.
„Bleed The Same“
Alle sind gleich. Alle haben diese Momente, in denen sie sich unkontrolliert ängstlich oder unwohl fühlen, und brauchen etwas, das sie davon ablenkt. Für mich ist Musik immer dieses Mittel. Als ich diesen Song schrieb, dachte ich: „Es wäre großartig, wenn das auch bei anderen so funktionieren würde.“
„Sorry For My Broken Heart“
Ich war mit Oak Felder und Sebastian Kole [beide US-Songwriter] im Studio. Wir haben uns von großartigen männlichen Harmoniegruppen aus der Soul-Ära der 1960er-Jahre inspirieren lassen. Ich wollte etwas erschaffen, das das Gefühl von Hip-Hop im Dreiviertel-Takt einfängt und gleichzeitig diese Harmonien und Samples wieder aufleben lässt. Wir haben alle zusammen Melodien gesungen und gesampelt, und daraus ist dieser Track entstanden. Danach haben wir noch ein paar coole Lyrics ergänzt. Manchmal geht es nicht um den tiefen Sinn eines Songs, sondern um das Gefühl, das er vermittelt und das die Zuhörer:innen in eine bestimmte Ära zurückversetzen soll, ohne jedoch zu sehr in Nostalgie zu verfallen.
„Ghosts“
Ich kann mich nicht erinnern, was ich beim Schreiben dieses Songs dachte. Wahrscheinlich wollte ich einfach nur einen Kracher, der richtig loslegt. In der Mitte [des Albums] dachte ich, dass wir noch keinen richtig heftigen Song hatten. Ich saß mit Johnny McDaid [von Snow Patrol] und Jonny Coffer im Studio, und wir haben mit Synths und Drums herumgespielt, bis wir diesen Track hatten, der auch für einen großartigen Drum ’n’ Bass-Remix geeignet wäre.
„Lovers In A Past Life (Acoustic)“ (mit Calvin Harris)
Die Akustikversion ist der ursprünglichen Demo-Version sehr ähnlich. Ich hatte diesen Song lange als Klavierballade. Ich sprach mit meiner Partnerin und sagte: „Wir kennen uns erst seit drei oder vier Jahren, aber manchmal hat man eine solch starke Verbindung zu jemandem, dass es sich anfühlt, als hätte man sich in einem früheren Leben getroffen.“ Dann zog ich mich zurück und schrieb diesen Song mit einem engen Freund, Jon Green, und er blieb lange als Ballade bestehen.
„Lovers In A Past Life“ (mit Calvin Harris)
Ich habe die Balladenversion vielen Leuten vorgespielt, und sie waren alle begeistert. Dann dachte ich irgendwann, dass man daraus vielleicht einen House-Track machen könnte. Ich schickte den Song an Calvin [Harris], und er war sofort dabei. Es war leicht für ihn, etwas Eigenes daraus zu machen, da die Balladenversion nur aus Klavierbegleitung bestand. Ich bin froh, dass wir beide Versionen auf das Album genommen haben, denn es ist schön, dass die Leute beides hören können.