Robert Glasper
Let Go
Album · Jazz · 2024
„Meine ganze Karriere über haben alle gesagt, meine Musik sei meditativ“, erzählt Robert Glasper Apple Music. „Sie sagen, sie lernen zu meiner Musik, sie beten zu meiner Musik, sie machen Yoga zu meiner Musik, sie schalten einfach ab. Die Leute wollen schon lange, dass ich so etwas mache.“ Der Grammy-prämierte Pianist und Komponist spricht über die Ausrichtung seines neuesten Albums „Let Go“, das er in Zusammenarbeit mit Apple Music entwickelt hat und das den Hörer:innen explizit helfen soll, sich mental neu auszurichten. „Ich würde es nicht als ‚Meditationsprojekt‘ oder so bezeichnen“, sagt Glasper. „Aber es ist etwas, das man auflegen kann, um seine Mitte zu finden. Es ist einfach etwas, das die Welt zur Ruhe bringt und dir erlaubt, dein Inneres zu sehen.“
„Let Go“ mag das erste Glasper-Projekt mit einer offenkundig meditativen Ausrichtung sein, aber es ist nicht das erste Mal, dass der Mann aus einem altruistischen Blickwinkel heraus kreativ wurde. Glasper sagt, dass sein letztes richtiges Release, „Black Radio III“ aus dem Jahr 2022, in dem Bestreben entstand, einigen seiner Lieblingsstimmen mehr Gehör zu verschaffen. Dabei arbeitete er mit Künstler:innen wie Q-Tip, Meshell Ndegeocello, Gregory Porter, Killer Mike und Esperanza Spalding zusammen: Künstler:innen, die sich in den Bereichen Jazz, Hip-Hop und R&B bewegen, zwischen denen er so regelmäßig pendelt. „Ich hatte nicht vor, ein ‚Black Radio III‘ zu machen“, sagt Glasper über die beliebte Reihe, deren bisherige Folgen wie perfekte Jam-Sessions während der Grammy-Woche abliefen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass es nötig war – und ich wollte auch nicht ständig den gleichen Kram wiederholen. Aber als dann COVID kam, fühlte ich mich wie ein musikalischer Ersthelfer. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Leuten mit diesem Album wirklich helfen könnte – und dass es mir helfen könnte. Es würde mir etwas zu tun geben und anderen Künstler:innen auch.“
Zwei Jahre nach diesem Projekt braucht die Welt laut Glasper jetzt Frieden, süßen Frieden, eine Mission, die nach einer besonderen Art von instrumentaler Unterstützung verlangt. In diesem Fall sind es von Glasper verehrte Kolleg:innen wie der Schlagzeuger Kendrick Scott, der Bassist Burniss Travis und der Gitarrist Chris Sholar. Glasper wusste, dass sie die besondere Energie dieses Albums noch verstärken würden. „Die Musiker:innen sind sehr, sehr wichtig, weil sie denselben Flow und denselben Fokus haben müssen“, sagt er. „Der Schlagzeuger, der hier mitspielt, ist ein Wasserzeichen. Alles, was er spielt, ist Wasser. Er fühlt sich wie Wasser an. Und genau das wollte ich für dieses Projekt. Ich wollte, dass es fließt.“
Zufälligerweise ist die geschätzte Sängerin und Bassistin Ndegeocello bei dem Song „Breathing Underwater“ zu Gast, einem der wenigen gesanglichen Momente auf dem Album. Ansonsten hören wir Glasper direkt, was noch einmal verdeutlicht, warum er „Let Go“ zu diesem Zeitpunkt veröffentlichen musste. „Jedes Jahr, in dem ich ein Album mache, bin ich mehr ich selbst“, sagt Glasper. „Ich werde erwachsen, ich habe mehr Lebenserfahrung, ich erzähle wirklich meine Geschichte. Den eigenen Sound findet man, indem man Musik schreibt – und alles, was man schreibt, wird einzigartig auf der Welt sein.“