Tief empfundener Glaube durchzieht Wolfgang Amadeus Mozarts „Messe in c-Moll“. Zwar blieb das Werk unvollendet, doch die vollendeten Sätze offenbaren seine meisterhafte Beherrschung sakraler Traditionen und seinen genialen Erfindungsreichtum. John Butts Einspielung präsentiert das Werk so, wie es bei seiner Aufführung im Jahr 1783 zu hören gewesen sein könnte – mit 16 Chorsänger:innen und einem Kammerorchester mit historischen Instrumenten – und ergänzt es um drei Sätze, die erst kürzlich vom niederländischen Musikwissenschaftler Clemens Kemme fertiggestellt wurden. Das Dunedin Consort beweist bei aller Wendigkeit kristallklare Intimität, Anna Dennis zeigt sich in „Laudamus te“ in Bestform und Lucy Crowe strahlt in „Et incarnatus est“ erhabene Anmut aus. Die Doppelchorfugen „Cum sancto spiritu“ und „Osanna“ fließen vor Freude über, wobei Letztere den Weg für Carl Philipp Emanuel Bachs „Heilig ist Gott“ bereitet, ein eindrucksvolles Loblied für Alt und Doppelchor. Butt selbst legt uns „Et incarnatus est“ ans Herz, den Höhepunkt der Messe: „Wir hören fast greifbar den köstlichsten göttlichen Ausdruck, der auf seltsame Weise in einem weltlichen Kontext realisiert wird“, sagt er. „Es ist, als ob er das göttliche Element des traditionellen katholischen Gottesdienstes einfängt und auf individueller menschlicher Ebene erlebbar macht.“