Caroline Shaw & Sō Percussion
Shaw: Let the Soil Play Its Simple Part
Album · Klassik · 2021
Caroline Shaw ist eine Komponistin, die niemals stillsitzt. Ihre filigran komponierte Musik verbindet eine unglaubliche Vorstellungskraft mit einem ausgeprägten Gespür für Eingängigkeit. Für diese seltene Kombination wurde sie mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet (für ihr 2013er-Chorwerk „Partita for 8 Voices“). „Shaw: Let the Soil Play Its Simple Part“ führt die US-Komponistin in eine neue Richtung. Das Ergebnis ist ein kollaboratives, teils improvisiertes Album für Percussion und Solostimme, gesungen von Shaw selbst. Es entstand in den wenigen freien Stunden ihres Studioprogramms – ursprünglich reserviert für Shaws 2021 erschienenes Album „Narrow Sea“ mit der Sopranistin Dawn Upshaw, dem Pianisten Gilbert Kalish und dem Ensemble Sō Percussion. Wenn sich Shaws Musik in diesen Sessions im Vermonter Studio manchmal in eine populäre Richtung entwickelt hat, so ist das kein Zufall. „Wir wollten ein Album mit Songs machen, die wir wirklich gemeinsam im Studio erarbeitet haben. So wie das eben bei Bands ist, wenn nicht eine Person das Sagen hat“, erzählt die Komponistin Apple Music. „Ich arbeite normalerweise nicht im Songformat – also Stücke, die unter fünf Minuten lang sind und eine Strophe, einen Refrain und einen Text haben.“
Diese geteilte Verantwortung bildet den Kern von „Shaw: Let the Soil Play Its Simple Part“. „Wenn man alle einfach machen lässt und sie mit ihrer eigenen Geschichte, ihrem Background, ihren Wurzeln und den Dingen, die sie interessieren, zu dem Projekt kommen“, sagt sie, „dann lässt man alles so, wie es wirklich ist, und sieht schließlich, was dabei herauskommt.“ Die Sessions fanden in Form von musikalischen Experimenten statt, einschließlich improvisierter Duette zwischen Shaw und einem anderen Mitglied von Sō Percussion. Die Texte des Albums sind so breit gefächert wie die Musik selbst: mit Inspirationen aus James Joyce’ „Ulysses“ („seine Sprache ist so musikalisch und lustig und geheimnisvoll“) sowie Lyrik von Anne Carson, aus dem amerikanischen „Sacred Harp“-Gesangbuch aus dem 19. Jahrhundert und von ihr selbst. „Als Komponistin suche ich nach Texten, die sich lyrisch und richtig anfühlen und gut zur Stimme passen“, sagt sie. „Die meisten Gedichte sind schrecklich zum Singen, aber man entdeckt diese wenigen Worte, die sich richtig anfühlen, die das Richtige sagen und eine perfekte Mischung aus Form und Inhalt haben.“ Lies hier weiter, wenn Shaw uns durch jedes Stück dieses faszinierenden Albums führt.
To the Sky
Dieser Track begann ursprünglich als ein Stück von Jason Treuting [Komponist, Percussionist und Mitglied von Sō Percussion], das sich dann in etwas anderes verwandelt hat, als ich die Harmonie verändert habe. Es sind jede Menge rhythmischer Details zu entdecken, sodass es improvisiert wirkt, aber eigentlich ist es sorgfältig und präzise konstruiert. Ich benutze ein Helicon VoiceLive-Tool, das eine Art Vocoder und Vocal Harmonizer ist. Alle Vocals auf dem Album sind nur von mir in verschiedenen Versionen und Spuren.
Other Song
„Other Song“ ist der erste Track, den Sō Percussion und ich zusammen gemacht haben. Es ist die Version eines Songs, den ich ursprünglich für Orchester geschrieben hatte, als Hommage an [Singer-Songwriterin] Sara Bareilles. Es geht um Songwriting, denn ich habe mit jungen Komponist:innen darüber gesprochen, auf das zu hören, was die Musik bereits vorgibt. Man soll sich von der Musik leiten lassen, wohin es gehen soll, und auf das achten, was in einem steckt. Der Sound am Anfang wurde übrigens auf Blumentöpfen erzeugt, dazu gibt es diese große, lange Percussion-Improvisation. Ich wollte, dass jeder sein eigenes Spielzeug mitbringt!
Let the Soil Play Its Simple Part
Ich habe vier Duette mit jedem Gruppenmitglied gemacht, und dies ist mein Duett mit [Percussionist] Josh Quillen. Er ist ein unglaublicher Double-Steel-Pan-Spieler. Er hat das Instrument lange Zeit studiert – er lebt es einfach. Wir hatten nur eine Stunde Zeit, um den Track aufzunehmen, also habe ich mich irgendwann kurz vorher hingesetzt und einen Haufen Texte frei von der Hand geschrieben. Dann habe ich ihm ein paar Akkorde und eine Idee von der Struktur gegeben, bevor wir es schließlich aufgenommen haben. Wir haben einen Take gemacht, nur um zu spüren, was passiert, und dann einen zweiten, der auf dem Album zu hören ist. Und das ist es jetzt. Ungeschnitten.
The Flood Is Following Me
Hier finden sich jede Menge einleitender, zarter und präziser Percussions. Die Stimme ist dabei kein wesentlicher Teil eines Songformats. Hier hört man Silben, Fragmente und nur ab und zu eine ganze Textphrase. Wir dachten darüber nach, mehr mit der Stimme zu machen, nämlich dann, wenn sie in die Percussions integriert ist. James Joyce mochte die Worte und das Spiel mit ihnen, also habe ich mich für diesen Ansatz entschieden.
Lay All Your Love On Me
Dies ist ein Arrangement des ABBA-Songs. Ich mag seine Chorharmonie, mit dieser Verbindung zu Bach-Chorälen – es ist Musik, die ich liebe. Das Original ist ein großartiger Tanzhit, der aber eigentlich niederschmetternd und tragisch ist. Und so ist dieses Stück ein sehr niederschmetterndes und einsames Cover davon. Die Stille ist dabei alles. Die Strenge des Zählens und Haltens jedes Beats war für mich enorm wichtig.
Cast the Bells in Sand
Der Text ist von Josh Quillen. Er hatte mir ein altes Gedicht geschickt und ich habe damit melodisch herumgespielt. Der Song fühlt sich ein bisschen an wie der Film „Blade Runner“. Er hat diese obsessive, treibende Qualität, die ich liebe. Gleichzeitig ist er ein schöner Folgetrack von „Lay All Your Love On Me“. Die Tiefe des Drum-Sounds [gespielt von Jason Treuting] ist eine echte technische Meisterleistung. Zum Ende hin gibt es einen unglaublichen Moment, wo das Schlagzeug einfach aussetzt.
Long Ago We Counted
Das war mein Duett mit Jason Treuting. Ich wollte herausfinden, was passieren würde, wenn Stimme – ohne Sprache – und Schlagzeug ein Gespräch führen, wie zwei Babys, die miteinander reden. Deswegen ist dieses Stück eher ein Durcheinander, ohne bestimmte Worte. Dazu kommt eine Art Soundschleife, die den Song vorantreibt und abrundet.
A Gradual Dazzle
Dieser Song ist wie ein kleiner Schatz zum Ende hin. Die Eröffnungs-Drums sind so gewählt, als ob jemand mit einem weichen Schlägel auf der tiefen Tom oder Bassdrum spielt, etwas aus dem Takt. Ich habe die Akkorde etwa ein Jahr zuvor für ein Ballettstück geschrieben – sie drehen sich, steigen auf und verzahnen sich auf eine seltsame Weise. Und dann fangen sie einfach immer wieder von vorne an. Anne Carsons wunderschöne Poesie – eine Serie von Gedichten zu Edward-Hopper-Gemälden – ist tief und komplex, aber auch skurril.
A Veil Awave Upon the Waves
Dies ist ein weiteres James Joyce-Stück. Er ist aus meiner Sicht der am freiesten fließende Track. Er geht überall und nirgendwo hin, aber ich mag irgendwie die Energie. Es ist im Grunde einer dieser Songs, die ein sehr sorgfältig konstruiertes, rhythmisches und harmonisches Muster haben. Ich habe versucht, meine Stimme mit der Percussion als Teil des Ensembles zu verschmelzen, anstatt darüber zu schweben.
Some Bright Morning
Das „Salve Regina“ aus dem 13. Jahrhundert ist eine Melodie, die ich liebe und die tief in meinem Körper und meiner Seele verankert ist. Dies ist mein Duett mit [Schlagzeuger, Komponist, Produzent und Sō Percussion-Mitglied] Eric Cha-Beach. Wir dachten: „Was wäre es, wenn Eric nur eine einzige Note verwenden will, inklusive all der verschiedenen Texturen und Farben, während ich einfach die Melodie darüber singe?“ Wir wussten nicht wirklich, wie der Text lauten sollte oder ob es überhaupt einen Text geben sollte. Ich entdeckte ein altes amerikanisches Lied namens „I'll Fly Away“, das vom Tod handelt, und so habe ich den Text gewissermaßen dekonstruiert.
Diese geteilte Verantwortung bildet den Kern von „Shaw: Let the Soil Play Its Simple Part“. „Wenn man alle einfach machen lässt und sie mit ihrer eigenen Geschichte, ihrem Background, ihren Wurzeln und den Dingen, die sie interessieren, zu dem Projekt kommen“, sagt sie, „dann lässt man alles so, wie es wirklich ist, und sieht schließlich, was dabei herauskommt.“ Die Sessions fanden in Form von musikalischen Experimenten statt, einschließlich improvisierter Duette zwischen Shaw und einem anderen Mitglied von Sō Percussion. Die Texte des Albums sind so breit gefächert wie die Musik selbst: mit Inspirationen aus James Joyce’ „Ulysses“ („seine Sprache ist so musikalisch und lustig und geheimnisvoll“) sowie Lyrik von Anne Carson, aus dem amerikanischen „Sacred Harp“-Gesangbuch aus dem 19. Jahrhundert und von ihr selbst. „Als Komponistin suche ich nach Texten, die sich lyrisch und richtig anfühlen und gut zur Stimme passen“, sagt sie. „Die meisten Gedichte sind schrecklich zum Singen, aber man entdeckt diese wenigen Worte, die sich richtig anfühlen, die das Richtige sagen und eine perfekte Mischung aus Form und Inhalt haben.“ Lies hier weiter, wenn Shaw uns durch jedes Stück dieses faszinierenden Albums führt.
To the Sky
Dieser Track begann ursprünglich als ein Stück von Jason Treuting [Komponist, Percussionist und Mitglied von Sō Percussion], das sich dann in etwas anderes verwandelt hat, als ich die Harmonie verändert habe. Es sind jede Menge rhythmischer Details zu entdecken, sodass es improvisiert wirkt, aber eigentlich ist es sorgfältig und präzise konstruiert. Ich benutze ein Helicon VoiceLive-Tool, das eine Art Vocoder und Vocal Harmonizer ist. Alle Vocals auf dem Album sind nur von mir in verschiedenen Versionen und Spuren.
Other Song
„Other Song“ ist der erste Track, den Sō Percussion und ich zusammen gemacht haben. Es ist die Version eines Songs, den ich ursprünglich für Orchester geschrieben hatte, als Hommage an [Singer-Songwriterin] Sara Bareilles. Es geht um Songwriting, denn ich habe mit jungen Komponist:innen darüber gesprochen, auf das zu hören, was die Musik bereits vorgibt. Man soll sich von der Musik leiten lassen, wohin es gehen soll, und auf das achten, was in einem steckt. Der Sound am Anfang wurde übrigens auf Blumentöpfen erzeugt, dazu gibt es diese große, lange Percussion-Improvisation. Ich wollte, dass jeder sein eigenes Spielzeug mitbringt!
Let the Soil Play Its Simple Part
Ich habe vier Duette mit jedem Gruppenmitglied gemacht, und dies ist mein Duett mit [Percussionist] Josh Quillen. Er ist ein unglaublicher Double-Steel-Pan-Spieler. Er hat das Instrument lange Zeit studiert – er lebt es einfach. Wir hatten nur eine Stunde Zeit, um den Track aufzunehmen, also habe ich mich irgendwann kurz vorher hingesetzt und einen Haufen Texte frei von der Hand geschrieben. Dann habe ich ihm ein paar Akkorde und eine Idee von der Struktur gegeben, bevor wir es schließlich aufgenommen haben. Wir haben einen Take gemacht, nur um zu spüren, was passiert, und dann einen zweiten, der auf dem Album zu hören ist. Und das ist es jetzt. Ungeschnitten.
The Flood Is Following Me
Hier finden sich jede Menge einleitender, zarter und präziser Percussions. Die Stimme ist dabei kein wesentlicher Teil eines Songformats. Hier hört man Silben, Fragmente und nur ab und zu eine ganze Textphrase. Wir dachten darüber nach, mehr mit der Stimme zu machen, nämlich dann, wenn sie in die Percussions integriert ist. James Joyce mochte die Worte und das Spiel mit ihnen, also habe ich mich für diesen Ansatz entschieden.
Lay All Your Love On Me
Dies ist ein Arrangement des ABBA-Songs. Ich mag seine Chorharmonie, mit dieser Verbindung zu Bach-Chorälen – es ist Musik, die ich liebe. Das Original ist ein großartiger Tanzhit, der aber eigentlich niederschmetternd und tragisch ist. Und so ist dieses Stück ein sehr niederschmetterndes und einsames Cover davon. Die Stille ist dabei alles. Die Strenge des Zählens und Haltens jedes Beats war für mich enorm wichtig.
Cast the Bells in Sand
Der Text ist von Josh Quillen. Er hatte mir ein altes Gedicht geschickt und ich habe damit melodisch herumgespielt. Der Song fühlt sich ein bisschen an wie der Film „Blade Runner“. Er hat diese obsessive, treibende Qualität, die ich liebe. Gleichzeitig ist er ein schöner Folgetrack von „Lay All Your Love On Me“. Die Tiefe des Drum-Sounds [gespielt von Jason Treuting] ist eine echte technische Meisterleistung. Zum Ende hin gibt es einen unglaublichen Moment, wo das Schlagzeug einfach aussetzt.
Long Ago We Counted
Das war mein Duett mit Jason Treuting. Ich wollte herausfinden, was passieren würde, wenn Stimme – ohne Sprache – und Schlagzeug ein Gespräch führen, wie zwei Babys, die miteinander reden. Deswegen ist dieses Stück eher ein Durcheinander, ohne bestimmte Worte. Dazu kommt eine Art Soundschleife, die den Song vorantreibt und abrundet.
A Gradual Dazzle
Dieser Song ist wie ein kleiner Schatz zum Ende hin. Die Eröffnungs-Drums sind so gewählt, als ob jemand mit einem weichen Schlägel auf der tiefen Tom oder Bassdrum spielt, etwas aus dem Takt. Ich habe die Akkorde etwa ein Jahr zuvor für ein Ballettstück geschrieben – sie drehen sich, steigen auf und verzahnen sich auf eine seltsame Weise. Und dann fangen sie einfach immer wieder von vorne an. Anne Carsons wunderschöne Poesie – eine Serie von Gedichten zu Edward-Hopper-Gemälden – ist tief und komplex, aber auch skurril.
A Veil Awave Upon the Waves
Dies ist ein weiteres James Joyce-Stück. Er ist aus meiner Sicht der am freiesten fließende Track. Er geht überall und nirgendwo hin, aber ich mag irgendwie die Energie. Es ist im Grunde einer dieser Songs, die ein sehr sorgfältig konstruiertes, rhythmisches und harmonisches Muster haben. Ich habe versucht, meine Stimme mit der Percussion als Teil des Ensembles zu verschmelzen, anstatt darüber zu schweben.
Some Bright Morning
Das „Salve Regina“ aus dem 13. Jahrhundert ist eine Melodie, die ich liebe und die tief in meinem Körper und meiner Seele verankert ist. Dies ist mein Duett mit [Schlagzeuger, Komponist, Produzent und Sō Percussion-Mitglied] Eric Cha-Beach. Wir dachten: „Was wäre es, wenn Eric nur eine einzige Note verwenden will, inklusive all der verschiedenen Texturen und Farben, während ich einfach die Melodie darüber singe?“ Wir wussten nicht wirklich, wie der Text lauten sollte oder ob es überhaupt einen Text geben sollte. Ich entdeckte ein altes amerikanisches Lied namens „I'll Fly Away“, das vom Tod handelt, und so habe ich den Text gewissermaßen dekonstruiert.