Sam Ryder
There’s Nothing But Space, Man!
Álbum · Singer-Songwriter:innen · 2022
Es gibt eine gewisse Erwartungshaltung, wenn das eigene Debütalbum ein Jahr, nachdem man bereits eine Glam-Pop-Sensation geworden ist, erscheint. Sam Ryder hat aber einen Weg gefunden, mit dem Druck umzugehen. Er hatte die Songs für das Album nämlich längst im Kasten: „Nach diesem verrückten Jahr dachten wir, dass es toll wäre, ein Album herauszubringen“, erzählt Ryder gegenüber Apple Music. „Ich habe auf meine Festplatte geschaut und da waren über 100 Songs drauf und dachte nur: ‚Na, da haben wir ja schon ein Album.‘ Ich kann mir den Druck nur zu gut vorstellen, wenn wir diese Songs nicht geschrieben hätten. So war es eher für mich, als ob ich ein Album aus den bestehenden Songs kuratiert hätte.“
„There‘s Nothing But Space, Man!“ baut auf dem bombastischen, Queen-artigen Sound von „SPACE MAN“ auf – jenem Song, der Ryder nach fesselnden Auftritten beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin berühmt machte. Neben den großen Mitsing-Hymnen zeigt das Album auch die sanftere Seite des aus Essex stammenden Singer-Songwriters, darunter mitreißende Balladen und atmosphärische Momente jenseits des Rocktheaters. Seine gefühlvolle Seite kommt besonders auf der Deluxe Edition im Rahmen seiner Apple Music Home Session zur Geltung. Das Werk sei ein Dokument seines langen Kampfes an die Spitze, sagt er. „Es ist ein Symbol für meine Bemühungen, die Bedeutung von Hoffnung und Glauben in meinem Leben zum Ausdruck zu bringen“, erklärt er. „Ich kenne die Schwierigkeiten der Musik. Ich bin schon ein wenig rumgekommen und habe lange Zeit vor niemandem gespielt.“ Mit „There’s Nothing But Space, Man!“ ergreift Sam Ryder seine Chance. Er führt uns durch sein intergalaktisches Debüt, Track für Track.
„Deep Blue Doubt“
Ich mag die Idee, ein Album so sanft zu beginnen. Es ist auch so etwas wie eine Hommage an Freddie Mercury, der am Klavier saß und in etwas überging, das eher dem Tempo einer Springsteen- oder Billy Joel-Platte entspricht. Es geht um Zweifel und den Umgang mit Zweifeln. Ich habe mir das so vorgestellt, dass du in einem Ozean von Zweifeln versinkst, dass du von Zweifeln umgeben bist und wie du da wieder rauskommst. Als ich den Text schrieb, ging es mir hervorragend, aber ich werde die vergangenen Jahre und die Gefühle nie vergessen. Als Songwriter:in musst du das tun, du musst mit den Erinnerungen an die Erfahrungen verbunden bleiben, die dich dorthin geführt haben, wo du jetzt bist. Sonst koppelst du dich ab.
„SPACE MAN“
Das war ein 10-Minuten-Job, einer dieser goldenen Momente, für die man wirklich dankbar ist. Es ist der Song, durch den ich bei Parlophone unter Vertrag genommen wurde. Viele denken, dass er für den Eurovision Song Contest geschrieben wurde, doch er entstand schon anderthalb Jahre, bevor ich den Anruf bekam. Es ist eine Hommage an Giganten wie Elton John und David Bowie. Max Wolfgang, Amy Wadge und ich waren gerade im Studio – na ja, Amy war auf Zoom, weil wir im Lockdown waren –, wir hatten viel Spaß und eine gute Zeit. Es gab keinen Druck, niemand wusste, wer ich war, außer so ein Typ, der in irgendeinem Schuppen auf TikTok singt. Somit hatten wir eine leere Leinwand, die nur darauf wartete, bemalt zu werden. „SPACE MAN“ hat einfach das verkörpert, wer ich als Künstler sein möchte.
„Somebody“
Dieser Song wurde vor den Brit Awards im letzten Jahr geschrieben. Ich war als Gast dort und die Brits sind ein lustiges Event, wie jede Preisverleihung. Denn sie bringen einen zum Nachdenken, eine Art Jahresrückblick, nach dem Motto: „Wo stehst du in deiner Karriere?“ Ich weiß, wie viele Jahre ich zu Hause saß und dachte: „Mein Gott, davon bin ich so weit entfernt.“ Ich habe wieder eine Session mit Max und einem Kollegen namens Jon Green gemacht. Wir wollten einfach etwas unglaublich Fröhliches schreiben. Und so landeten wir bei einer Paul Simon-mäßigen Hommage, in der es darum geht, zu wissen, dass es da draußen auf der Welt jemanden gibt, der sich um dich kümmert – egal, was du gerade durchmachst.
„Tiny Riot“
Der Song wurde kurz nach „SPACE MAN“ geschrieben, ganz am Anfang. Es war ein echt guter Moment, denn wir hatten „SPACE MAN“ im Kasten und du willst schließlich nicht, dass dieser Song lediglich ein Zufall war. Als ich „Tiny Riot“ rumschickte, sagten alle: „Okay, das ist eine gute Idee“, also war es ein wirklich wichtiger Song. Er nimmt die negativen Assoziationen des Wortes „Riot“ („Aufruhr“) wie Gewalt und Unruhe auf und verinnerlicht sie. Du entschärfst das Wort „Riot“, indem du „Tiny“ („Winzig“) davorsetzt, und schon wird es interessant, niedlich und etwas, bei dem du den Spieß umdrehst. Aber bezogen auf deine eigene Seele, nicht draußen in der Welt. Alles, was du in dir selbst ändern willst, musst du in Angriff nehmen und vorantreiben. Bei mir war es das zu viele Nachdenken und das ständige Aufschieben, das war mein kleiner Aufstand.
„All The Way Over“
Das ist ein Lied für jeden, der auf der Reise zur anderen Seite des Verlustes ist. Wenn jemand etwas Schreckliches durchmacht, ist die Welt in der ersten Trauerphase für ihn da. Doch mit der Zeit geht das Leben weiter und das ist ganz natürlich. Jeder hat sein eigenes Leben zu führen, aber die Person befindet sich vielleicht immer noch in einem noch tieferen Trauerzustand als im ersten Moment, als sich alle noch Zeit für sie nahmen. Es ist wie in der Mitte des Flusses zwischen den beiden Ufern, wo viele Menschen vielleicht mitgerissen werden. Dieses Lied soll Menschen in diesem Moment unterstützen.
„OK“
Es ist ein typischer Trennungssong. Wir haben sie alle durchgestanden und als Songwriter:in hält man an den Erfahrungen fest, die man gemacht hat – nicht nur an denen, die man jetzt durchlebt. Es geht um diesen verblendeten Zustand: „Sag mir, dass es uns gut geht, sag mir, dass es absolut in Ordnung ist und wir nicht in Flammen aufgehen oder in die Vergessenheit geraten.“ Außerdem wollte ich etwas singen, bei dem ich mich selbst herausfordere. Ich stehe mit meiner Stimme komplett auf Messers Schneide und das war okay. Ich liebe den Song, aber ich bin sehr nervös, wenn ich ihn singe. Es hat nämlich viel Kraft gekostet, die Emotionen in die Aufnahme zu packen.
„Put A Light On Me“
Hier geht es um die Verantwortung, die du hast, der Dunkelheit Licht zu entlocken. Wir reden immer davon, dass nichts nur gut und nichts nur schlecht ist, und so ist es auch mit den Menschen. Selbst bei der bösesten Person, die es je gegeben hat, ist immer Platz für ein kleines bisschen Licht. Es mag absolut winzig sein und diese Person mag absolut schrecklich und furchtbar sein, aber das universelle Gesetz ist, dass Licht nicht ohne Dunkelheit existieren kann. Nutze das als Trost für Situationen, in denen du dich befindest. Finde Trost in dem Wissen, dass es auch in den schlimmsten Situationen, die du durchmachst, etwas Gutes gibt und dass du das vielleicht aus dem Nichts schaffen musst.
„Whirlwind“
Das war meine erste Single. Sie ging direkt auf Platz eins der weltweiten iTunes-Charts. In gewisser Weise sind all diese Zahlen so vergänglich, dass du darin keine Bestätigung finden kannst, aber es hat mir wirklich Selbstvertrauen gegeben, so nach dem Motto „Ok, geil, wir sind hier an etwas dran. Das ist nicht nur ein Social-Media-Ding, bei dem ich irgendwo in der Ecke singe und Cover mache. Man kann es wirklich fortsetzen.“ Es ist ein Liebeslied über die Person und die Menschen, die ich liebe.
„Ten Tons“
Das ist ein aufmunternder Song, der von einigen meiner Lieblingssänger:innen wie Sia inspiriert ist. Wenn ich Platten von ihr auflege, gibt mir das immer ein wenig Kraft, um eine Situation zu meistern, an mich selbst zu glauben und mich daran zu erinnern, wie weit ich gekommen bin, oder um meine Freunde daran zu erinnern, wenn sie in Not sind. Wir können mit so viel mehr umgehen, als wir uns selbst zutrauen, und wir können uns so schnell an eine Situation anpassen, von der wir denken, dass wir sie nicht meistern können. Menschen sind erstaunlich und das ist ein Song, der das feiert. Am Ende darf ich ein Gitarrensolo spielen, mein erstes und einziges Gitarrensolo auf diesem Album. Ich fand einfach keine Zeit, ins Studio zu gehen.
„More“
Wahrscheinlich ist für dich die Arbeit oder das Büro so etwas wie ein Grundpfeiler. In „More'“ geht es um meine Eckpfeiler, um das, was in meinem Leben wirklich etwas bedeutet, was meinem Leben einen Sinn gibt. Es geht um die Zeit mit meiner Familie, um die Erkenntnis, dass die Tage und Jahre, in denen ich lebe, das Goldene Zeitalter sind. Doch meine eigene Musik mit anderen zu teilen und all den glitzernden Kram zu machen, der damit einhergeht, ist nicht die Quelle meines Glücks. Ich war nämlich bereits vorher unglaublich glücklich. Zu wissen, dass meine Bestätigung nicht von dieser Welt kommen kann und wird, gibt mir viel Trost, denn ich weiß, dass wir alle haben, was wir brauchen. Wir müssen nur die richtige Einstellung haben.
„Crashing Down“
Das ist ein unglaublich trauriger Trennungssong. Ich wollte diesen Moment zu Papier bringen, in dem du merkst, dass dir die Welt unter den Füßen weggerissen wurde. Es geht um diese seltsamen, winzigen, fast unbedeutenden Dinge über deine Umgebung und den Lärm um dich herum und wie du dich an diesen einen Moment erinnern würdest. Die Herausforderung war es, dies in einem Lied zu beschreiben, das von etwas unglaublich Traurigem handelt. Wenn wir uns unglücklich fühlen, romantisieren wir diese Traurigkeit manchmal gerne und ziehen etwas Trauriges an. Manchmal möchte ich einfach nur in diesem Raum sitzen und mich selbst bemitleiden. Das tun wir alle. Deshalb gibt es Balladen und traurige Filme.
„This Time“
Das ist eine Erinnerung für mich, nie zu vergessen, woher ich komme und wie sehr ich alles jenen Fremden verdanke, die ich nie getroffen habe. Eine Erinnerung daran, jeden, dem du begegnest, mit Dankbarkeit und Freundlichkeit zu behandeln und dich in diesem Sinne durch die Welt zu bewegen. Der Song ist zwar ein bisschen komisch, aber er berührt ein ernstes Thema, mit dem wir alle etwas anfangen können. Leider kennen wir alle diese dreisten Menschen, die sich durch die Welt drängeln und ihre Anwesenheit nutzen, um zu beeindrucken, statt zu ermutigen. Sie vergessen dabei ihre Wurzeln und schauen auf andere herab, die sie in irgendeiner Weise für minderwertig halten. Das sieht man oft, das können wir alle nachempfinden, deshalb weigere ich mich, jemals an diesen Punkt zu kommen.
„Lost In You“
Das ist eine hypnotische Ballade – und doch mehr als das. Es geht darum, wie ich meine Partnerin kennengelernt habe. Wir sind seit 11 Jahren zusammen und es ist eine schrittweise Beschreibung dieser Begegnung, wobei ich mein Bestes gebe und wahrscheinlich daran scheitere, in einem Song das auszudrücken, was ich fühle. Ich weiß, dass ich verloren war, bis ich mich völlig in dieser Person verloren habe. Es fühlte sich sehr poetisch an. Selbst wenn ich es ausspreche, fühlt es sich verdammt kunstvoll an, warum sollte ich es also nicht in einem Song ausdrücken?
„Living Without You“
Ich hatte so lange daran gearbeitet, den Flow des Albums richtig hinzubekommen – dann haben David Guetta, Sigala und ich einen Song zusammen gemacht. Was für eine Gelegenheit und was für eine Erfahrung. Ich höre die Musik der beiden schon so lange, diese Jungs sind unglaublich.