Listen to Thomas Bangalter: Mythologies by Romain Dumas & Orchestre National Bordeaux Aquitaine
Romain Dumas & Orchestre National Bordeaux Aquitaine
Thomas Bangalter: Mythologies
Album · Klassik · 2023
Das Thema Tanzen begleitet Thomas Bangalter schon sein ganzes Leben lang. Der französische Musiker, Komponist, Producer und DJ, den Millionen von Menschen als Teil des ehemaligen House-Duos Daft Punk kennen, wurde von seiner Mutter, einer Balletttänzerin, in die Kunstform eingeführt. Überdies wuchs er mit den Klängen der Disco-Hits seines Vaters, eines Songwriters, auf. Seine ersten Klavierstunden erhielt der junge Thomas von einem Probenpianisten an der Pariser Oper, der tagsüber für Ballettklassen spielte. „Meine Kindheit war von Tanzunterricht, Choreograf:innen und Tänzer:innen umgeben“, erzählt er Alexis Ffrench von Apple Music Radio. Kein Wunder, dass er zusagte, als der Choreograf Angelin Preljocaj ihn einlud, ein abendfüllendes Ballett für das Ballet Preljocaj und das Ballet de l'Opéra de Bordeaux zu komponieren. „Mythologies“, das im Juli 2022 im Grand Théâtre von Bordeaux uraufgeführt und damals vom Orchestre National Bordeaux Aquitaine und dem Dirigenten Romain Dumas aufgenommen wurde, markiert einen kühnen kreativen Sprung für Bangalter. Das Ballett beschwört antike und moderne Mythen herauf, um die zeitlose Natur und anhaltende Relevanz von Ritualen zu erforschen, die tief in der kollektiven Vorstellung verwurzelt sind. Obwohl der Komponist noch nie für ein Orchester geschrieben hatte, fühlte sich die Arbeit mit den Tänzer:innen wie eine Heimkehr an. „Es war ein sehr intimes und persönliches Projekt, in diesem Prozess dorthin zurückzukehren“, bemerkt er. „Ich denke, ich betrachte das Komponieren und Schreiben für das Orchester auch auf eine sehr filmische Art und Weise, weil ich Filme liebe und denke, dass meine Beziehung zu klassischen Komponist:innen mit der Art und Weise verbunden ist, wie ihre Musik in Filmen verwendet wird.“ Bangalter begann mit der Ausarbeitung von 23 Tanzsätzen, wobei er ein Gleichgewicht fand zwischen Musik, die von rhythmischen Refrains bestimmt wird, und Stücken, die sich durch gefühlvolle Lyrik auszeichnen. „Ich mochte schon immer die Idee des Kontrasts“, sagt er. „Und es ist wahr, dass eine Idee für mich ganz klar darin bestand, sowohl die lyrischen Formen als auch die minimalistischeren und repetitiven Formen einzubeziehen. Ich sehe sie nicht so sehr als Gegensätze, und das ist es, was mir gefiel: diese Idee, sie in der Struktur des Balletts nebeneinander bestehen zu lassen.“ Um sich auf die praktische Arbeit an der Partitur seiner Tänze vorzubereiten, vertiefte er sich in die Lehrbuchklassiker der Orchestrierung von Hector Berlioz und Nikolai Rimski-Korsakow. „Ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, welche Regeln ich befolgen und welche ich brechen sollte“, sagt er. Maurice Ravels Orchesterfassung von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ lieferte praktische Beispiele für beides. „Hier bot sich mir die Gelegenheit, mit dem Orchestrieren auf einem sehr unerfahrenen und instinktiven Niveau zu experimentieren. Ich habe also einfach verschiedene Texturen ausprobiert und mit einigen klassischen Formen und auch weniger traditionellen Formen gearbeitet.“ Was inspirierte ihn zur Komposition von „Mythologies“? „Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten, denn mein Prozess ist sehr instinktiv“, sagt er. „Gleichzeitig war dieses Projekt mein erstes Abenteuer in der Orchestrierung. Ich hatte in der Vergangenheit die Gelegenheit, mit Orchestern zu arbeiten, und ich habe bei einigen Filmmusiken oder bei Musik von Daft Punk mit sehr talentierten Arrangeur:innen und Orchestrator:innen zusammengearbeitet. Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich nach diesen Jahrzehnten der Musik die Möglichkeit habe, meine Beziehung zum Schreiben neu zu erfinden und auch mein Verhältnis zur Technologie neu zu bewerten.“ Nach Jahren der Verwendung von Elektronik als Ausdrucksmittel war es für Bangalter eine erfrischende Abwechslung, ausschließlich für akustische Instrumente zu schreiben. „Es war sehr beruhigend“, erinnert er sich. „Es passte auch zum Lockdown, würde ich sagen. Aber ich schätzte diesen Prozess sehr.“ Der wesentliche Geist seines Balletts zieht sich durch den zehnten Satz, „L‘Accouchement“ – eine leidenschaftliche Meditation für Streicher, gespickt mit exquisiten Bläser- und Schlagzeugfarben. „Ich denke, dass es diese Idee von Spannung und Entspannung und diesen friedlichen Zustand, der sich gegen Ende des Stücks einstellt, auf den Punkt bringt. L'Accouchement ist der französische Begriff für die Geburtswehen; vielleicht ist es auch eine Metapher für den qualvollen Aspekt der Schöpfung. Aber ich mag es nicht, den Prozess zu sehr zu erklären, sondern höre lieber zu und lasse die Musik selbst sprechen.“

Tracklist for Thomas Bangalter: Mythologies by Romain Dumas & Orchestre National Bordeaux Aquitaine

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