Es war beinahe so, als hätte die Menschheit auf diese Musik gewartet: Als Igor Strawinskys Ballett „Feuervogel“, auf Englisch „Firebird“, 1910 in Paris uraufgeführt wurde, war die Reaktion des Publikums und der Presse frenetisch. Für den damals 27-Jährigen bedeutete das Bühnenwerk den internationalen Durchbruch. Und warum das so ist, erkennt man gut, wenn man sich dieses Album anhört, das mit genau dieser Musik beginnt, von Sir Simon Rattle mit viel Gespür für das richtige Timing und für Details in Szene gesetzt. Mitgeschnitten wurden die Aufführungen 2017 im Londoner Barbican zu Beginn von Rattles Amtszeit mit dem London Symphony Orchestra. Neben „Firebird“ hören wir zwei weitere Ballette: das dramatische „Petruskha“ aus dem Jahr 1911 und „Le sacre du printemps“, auf Englisch „The Rite of Spring“, vielleicht Strawinskys wichtigstes Ballettstück überhaupt. Hier arbeitet der Komponist anders als noch wenige Jahre zuvor: Der Impressionismus seiner Frühwerke weicht, schafft Platz für Dissonanzen. Damals artete die Uraufführung des Balletts in einem handfesten Skandal mit zahlreichen Verletzten aus. Heute ist es ein Schlüsselwerk der Moderne, von Rattle und dem London Symphony Orchestra großartig in Szene gesetzt.